Eifer führt zum Ziel


Der Hase verspottete einst die Schildkröte ihrer Langsamkeit wegen. „Die Natur“, erwiderte diese, „hat mir freilich keinen schnellen Schritt verliehen; dennoch getraue ich mir wohl mit dir um die Wette zu laufen.“

Mit Hohn und Scherz ward von dem Hasen dieser Vorschlag angenommen. Man bestimmte ein Ziel. Beide machten sich zu gleicher Zeit auf den Weg.

Und unermüdet kroch auf schnurgeradem Pfade die Schildkröte fort. Ganz anders machte es der Hase. Um zu zeigen, wie sehr er seinen Mitbewerber verachte, hüpfte er bald rechts bald links und kam demungeachtet viel früher bis auf die Mitte des Weges. Ermüdet von den vielen Seitensprüngen legte er allda sich nieder um ein wenig zu schlummern. „Ich kann ja doch“, dachte er bei sich selbst, „die Schildkröte mit drei oder vier Sprüngen wieder einholen!“ So schlief er ruhig, bis er von einem lauten Gelächter der Zuschauer erwachte. Jetzt wollte er sich hurtig aufraffen und ans Ziel eilen, als er — o Schande! — die Schildkröte bereits an demselben erblickte.

August Gottlieb Meißner (1753-1807, Wikipedia)

Bildquelle: Nina Butts auf Pixabay

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