Der alte Landmann an seinen Sohn


Das Gedicht “Der alte Landmann an seinen Sohn” stammt von Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748-1776, Wikipedia). Es wurde von Wolfgang Amadeus Mozart vertont. Es ist die Aufforderung, immer ehrlich zu bleiben.

Es wurde von 1797 ab vom Glockenspiel der Potsdamer Garnisonskirche gespielt, stündlich zur halben Stunde. Es wechselte sich mit dem Kirchenlied “Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren” ab, das zur vollen Stunde gespielt wurde. Diese Tradition hielt fast 150 Jahre lang an, sie endete erst mit der Zerstörung der Kirche im April 1945.

Üb’ immer Treu und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab
und weiche keinen Finger breit
von Gottes Wegen ab!

Dann wirst du wie auf grünen Au’n
durchs Erdenleben gehn;
dann kannst du sonder Furcht und Grau’n
dem Tod ins Auge sehn.

Dann wird die Sichel und der Pflug
in deiner Hand so leicht;
dann singest du beim Wasserkrug,
als wär’ dir Wein gereicht.

Dem Bösewicht wird alles schwer,
er tue, was er tu’.
Der Teufel treibt ihn hin und her
und läßt ihm keine Ruh’.

Der schöne Frühling lacht ihm nicht;
ihm lacht kein Ährenfeld;
er ist auf Lug und Trug erpicht
und wünscht sich nichts als Geld.

Der Wind im Hain, das Laub am Baum
saust ihm Entsetzen zu.
Er findet nach des Lebens Traum
im Grabe keine Ruh’.

Sohn, übe Treu’ und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab
und weiche keinen Finger breit
von Gottes Wegen ab!

Dann suchen Enkel deine Gruft
und weinen Tränen drauf,
und Sonnenblumen, voll von Duft,
Blühn aus den Tränen auf.

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